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Aktuelle Meldungen

Mit Chaos macht Schule & Code for Germany in Riesa

Turing-Bus Station #10 am 26. Juni 2018 im Christlichen Gymnasium „Rudolf Stempel“, Riesa (Sachsen) mit 18 Schülerinnen (15-16 Jahre)

Im Rahmen der Demokratietage besuchten wir die Nudelstadt Riesa. Besonders gefreut hat uns die Anwesenheit von Robert Wartenberg und Benjamin Partzsch (Chaos macht Schule, OK-Lab Dresden) sowie die Tatsache, dass wir eine der beiden vergleichsweise kleinen Gruppen mit vier Experten begleiten konnten. Dadurch konnten gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern besonders kreative und spannende Ideen umgesetzt werden.

Der Tag in Riesa begann mit einem Impulsvortrag von Robert, in der er über die Entstehungsgeschichte, die Arbeit und die Inhalte des Chaos Computer Clubs, der Erfa-Kreise,Chaos macht Schule sowie seiner Arbeit im OK-Lab Dresden berichtete. Die Präsentation von Robert Wartenberg und Benjamin Partzsch gibt es beim Klick auf die erste Slide:

Der dann folgende Workshopteil war zweigeteilt. Die Schülerinnen und Schüler konnten zwischen dem digitalen Flugblatt und einem kreativen Arduino-Workshop wählen. Letzterer wurde von Maximilian Voigt (Fablab Cottbus), Sven Kallet (Science on Tour), Robert Wartenberg und Benjamin Partzsch (C3D2, OK-Lab Dresden) geleitet und unterstützt.

Turing-Bus in Riesa Foto: CC-0

Turing-Bus in Riesa Foto: CC-0

Aufgrund des ungewöhnlich hohen Aufgebots an Workshopleitern konnte dieser freier gestaltet werden als üblich: nach einer Grundlageneinführung konnten die Schüler und Schülerinnen auf Basis der in den Arduino-Kits enthaltenen Sensoren, Motoren und anderen Bauteile freie Ideen zur Umsetzung entwickeln. Dabei entstand ein Arduino-basiertes Mini-Spiel, bei dem Reaktionszeiten auf das Blinken von LEDs gemessen wurde.

Als weiteres Highlight stattete eine Gruppe die Papierversion des Turing-Busses mit einem funktionierenden Rückfahrsensor aus.

Kathinka Richter und Stefan Ullrich hielten ihren Workshop mit einer gemischten Gruppe von insgesamt zehn Schülerinnen und Schülern. Zum ersten Workshop berichtet Stefan Ullrich:

In dem Workshop „Das digitale Flugblatt” werden ja verschiedene Netztechniken, die zum Funktionieren des Internets unverzichtbar sind, beispielhaft auf dem Raspbian des Minicomputers vorgestellt, und schließlich wird auf der Anwendungsebene vor allem eine Webseite, das sogenannte digitale Flugblatt, erstellt. Durch das bessere Verständnis der technischen Grundlagen von Internettechnik in Verbindung mit redaktioneller Tätigkeit sollen die Schülerinnen und Schüler sowohl die Nachricht als auch das Medium bewusst und bedacht beeinflussen lernen. Hattest du den Eindruck, dass dieses Konzept aufgeht?

Das Konzept des Elektronischen Flugblatts ist klasse, nur der Vorbereitungsaufwand ist noch etwas hoch. Wir haben die Minicomputer ja soweit vorbereitet, dass alles sofort irgendwie funktioniert. Das ist ja auch unsere Alltagserfahrung: Handy an, und schon haben wir Internet. Dass im Hintergrund sehr viele technische Transaktionen geschehen, kryptographische Schlüssel ausgetauscht, Internetadressen lokalisiert und Datenpakete verschickt werden, könnte man im Workshop noch vertiefter behandeln, aber so ist es schon ganz wunderbar. Die Schüler*innen sollten mit Kärtchen, Pfeilen und Symbolen den Weg der Daten beschreiben, also vom Computer zum Router, zum Internetanbieter, zum Server und zurück. Wem das schon kompliziert erscheint, dem sei gesagt, dass dies ja noch das alte Internet war; das »Neue Geile Internet« mit seinen dynamischen Inhalten, unzähligen Servern pro Website, Social-Media-Iframes, Zensursystemen, Geoblocking – all das sollte den Schüler*innen klar machen: Wir haben die Kontrolle über die Publikation unserer Meinung an mächtige Firmen abgegeben.

Mit dem Elektronischen Flugblatt holen sich Schüler*innen die Hoheit über die Publikation ihrer Meinung zurück. Die Schüler*innen besaßen alle ein Smartphone und kannten daher die Login-Seiten, die in öffentlichen WLAN-Netzen eingeblendet werden. Hier in Berlin bei der »weil wir dich lieben«-BVG beispielsweise muss die Nutzer*in einen Haken setzen, dass sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptiert, und schon kann sie surfen. Diese Login-Seite ist eine normale HTML-Seite, die selbst gestaltet werden kann, und das war die Hauptaufgabe in Riesa.

Der zum mobilen Hotspot umkonfigurierte Raspi ist dank großem Akku bis zu einem Monat auch ohne Steckdose betriebsbereit, die Login-Seite wird jedem Mobiltelefon eingeblendet, das sich darauf einwählt. Kluge Hotspot-Namen waren daher »Gast-Zugang« oder »Free WiFi« oder bekannte Firmennamen. In Riesa fand am Nachmittag die Schulsprecher*innenwahl statt, die Elektronischen Flugblätter waren die ganze Zeit aktiv und sorgten für Gesprächsstoff.

Im Anschluss haben die Schülerinnen und Schüler die Flugblätter auf einer Schulveranstaltung präsentiert. Welche Ideen waren besonders ausgefallen?

Inhaltlich befassten sich die Flugblätter mit verschiedenen Themen der Lebenswelt der Schüler*innen, von der Forderung für die Eröffnung eines Schnellrestaurants bis zum Aufruf zur Mitmenschlichkeit und der Verurteilung von Rassismus und Sexismus waren viele Themen vertreten. Wir waren auch ganz tagesaktuell mit #SaveYourInternet.

Ich würde mir noch eine stärkere politische Debatte wünschen, die wir mit den Schüler*innen führen. Die Jugendlichen sind (entgegen vieler Medienberichte) sehr politisch interessiert. Auf allen Stationen, aber hier besonders, ist mir aufgefallen, dass sich Schüler*innen durchaus einbringen können, wenn man ihnen den Raum dafür gibt.

Unsere Station in Riesa hat uns insbesondere in Bezug auf die kreativen Ideen der Schülerinnen und Schüler sehr viel Freude bereitet. Auch wenn uns dieses mal ein Besuch im Nudelmuseum entgangen ist, hoffen wir, diesen schon bald nachholen zu können.