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Aktuelle Meldungen

Geoinformatik auf Rügen

Turing-Bus Station #5 am 4. Juni 2018 an der Regionalen Schule „Am Burgwall“ in Garz, Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) mit 28 Schüler*innen (15-16 Jahre)

Am 3. Juni starteten wir mit unserem vollgepackten Turing-Bus gut gelaunt gen Norden in Richtung Rügen. Die Fahrt führte uns durch die Brandenburger Alleen ins grüne Mecklenburg-Vorpommern. Wir waren zu dritt im Auto, aber die Geoinformatiker der Universität Münster sollten am Abend noch zu uns stoßen, um einigen Schlern und Schülerinnen der Regelschule „Am Burgwall“ ihr Projekt senseBox vorzustellen.

Turing-Bus Foto: CC-0

Bis spät in die Nacht hinein bereiteten wir noch unseren Workshop zum Digitalen Flugblatt vor, den wir während der Tour beständig weiter entwickelten – die Powerbanks für die portablen Pi’s mussten geladen, die Webseitenvorlage für das Flugblatt zurückgesetzt und letzte Schliffe an neuen Spielen und Filmkommentaren, die wir uns ausgedacht hatten, vorgenommen werden.

Am nächsten Morgen legten wir dann in einer der beiden neunten Klassen los: Über eine kleine Gesprächsrunde zur Frage, was die Schülerinnen und Schüler später mal werden wollen und ob Computer und IT dort eine Rolle spielen, gelang der Brückenschlag zum Thema »Arbeitswelten der Zukunft« des Wissenschaftsjahres 2018. Viele dachten nicht, dass Automatisierung oder IT für ihre zukünftigen Berufswünsche (im Handwerk, bei der Polizei, …) relevant wären. Aber in der Diskussion stellte sich heraus, dass auch in vermeintlich analogen Berufen zukünftig viele digitale Technologien verwendet werden. Egal, ob sie der Polizist für seine Ermittlungen benötigt oder die Friseurin mit ihrem Online-Buchungssystem.

Der Einstieg in die Informatik war gemacht. Danach sollten die Schülerinner und Schüler der 9. Klasse mittels ihrer Smartphones versteckte WLAN-Netze auf dem Schulhof suchen. Die Hotspots dieser Netze lieferten digitale Flugblätter mit verschlüsselten Botschaften aus, die es zu knacken galt. Nachdem so die Flugblätter in erster Aktion erlebt worden waren, konnten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss die Inhalte der Webseiten, der Flugblätter, verändern. In Gruppen von zwei bis sechs Personen wurden hierfür zunächst Themen und Nachrichten erarbeitet, die später auf das digitale Flugblatt übertragen werden sollten. Im nächsten Schritt ging es um ein Kennenlernen wichtiger Elemente des Webdesigns. Zuerst wurde der genaue Aufbau der Webseitenvorlagen analysiert. So konnten mittels der Flugblattansicht im Browser und dem Vergleich mit dem Code sowohl Textbereiche als auch Styling-Bereiche ausgemacht werden. Nach der Analyse begannen die Schüler und Schülerinnen ihre eigenen Nachrichten und ausgewählte Bilder in das Flugblatt einzuarbeiten. So entstanden neue Webseiten, die schließlich mittels FTP (FileZilla) auf den Raspberry Pi Zero übertragen wurden.

Turing-Bus in Bernau Foto: CC-0

Zusätzlich zur Gestaltung eines HTML-Dokumentes hatten die Schüler die Möglichkeit, über das Terminalprogramm PuTTY via Kommandozeile durch Anpassungen der entsprechenden Konfigurationsdatei im Linux-Betriebssystem des Minicomputers ihrem WLAN-Netz einen eigenen Namen zu geben. Die Kommandozeile wirkte zwar erstmal etwas abschreckend auf die Schülerinnen und Schüler, aber erfolgreiche Ergebnisse der ersten Gruppen motivierte alle anderen, sich ebenfalls daran zu probieren. Unser Ziel war es, ihnen die Ängste vor mächtigen, aber auch sehr abstrakten Computerwerkzeugen wie etwa der guten alten Kommandozeile zu nehmen, und sie zur Nutzung und dem Experimentieren mit diesen zu ermutigen. Mit einigen Tastenanschlägen zum Herr oder zur Herrin der eigenen Webseite zu werden… – eine Vorstellung, die den Teilnehmenden nach unserem Workshop hoffentlich deutlich näher ist als zuvor. Angeschlossen an eine Powerbank wurde der Raspberry Pi Zero nun zum mobilen Hotspot und Webserver, der das Flugblatt auslieferte. Die Schülerinnen und Schüler meldeten sich mit ihren WLANs an ihren neu kreierten WLANs “Kostenloses WLAN”, “Free WiFi”,…. an und testeten gegenseitig ihre Webseiten.

„Informatik kann nicht nur dabei helfen, die Natur um uns herum besser zu verstehen, beispielsweise durch das Sammeln und das Verknüpfen von offenen Umweltdaten. Sie kann auch einen Beitrag dazu leisten, sie zu schützen, indem sie Gefahrenpotenziale wie Schadstoffe sichtbar macht.“ (Umut Tas, Geoinformatiker und Workshopleiter, senseBox)

Zur selben Zeit fand mit weiteren zehn Schülern der 9. Klasse der SenseBox-Workshop statt. Die SenseBox und die dazugehörigen Workshops wurden von Geoinformatiker*innen der Universität Münster entwickelt, um Schülerinnen und Schülern erste Programmierkenntnisse zu vermitteln und deren Umweltbewusstsein zu schulen. Es handelt sich um einen Informatik-Baukasten, der mit einem Arduino-Mikrocontroller und mehreren Sensoren ausgestattet ist. Damit bauten sich die Schülerinnen und Schüler im Workshop eigene digitale Mess-Stationen. Die anfängliche Skepsis der Teilnehmenden wich sehr schnell der Begeisterung, als man bei Messungen um die Schule herum die Umwelteinflüsse mittels der Sensortechnik anders wahrnehmen und nachweisen konnte. Die Schülerinnen und Schüler ermittelten zum Beispiel, wie stark die Einflüsse einer einzelnen Zigarette oder der Baustelle vor ihrer Schule auf das Mikro-Klima sind. Der Workshopleiter Umut Tas wies darauf hin, dass „Informatik nicht nur dabei helfen kann, die Natur um uns herum besser zu verstehen, beispielsweise durch das Sammeln und das Verknüpfen von offenen Umweltdaten. Sie kann auch einen Beitrag dazu leisten, sie zu schützen, indem sie Gefahrenpotenziale wie Schadstoffe sichtbar macht.“

Turing-Bus in Bernau Foto: CC-0

Mit diesem Wissen und neuen Erfahrungen verließen wir die Schülerinnen und Schüler der Regelschule „Am Burgwall“ in Garz in der Hoffnung, Interesse an den Potentialen der Informatik geweckt und einen Teil unseres Wissens an sie weitergegeben zu haben.

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